Pädagogischer Tag zum Thema Lesekompetenz von Schülern

Pädagogischer Tag zum Thema Lesekompetenz von Schülern
 
Pädagogischer Beirat beleuchtet Lesekompetenz:  Alles nur noch „Lese-Luschen“?

Lesen können ist eine Schlüsselkompetenz – auch in der digitalen Welt ist diese Kulturtechnik von elementarer Bedeutung. Dennoch kann jeder achte Deutsche nicht oder nur unzureichend lesen. Und jeder vierte Schüler kann nicht sinnentnehmend lesen. In Schlagzeilen ist schon von „Lese-Luschen“ die Rede. Der Pädagogische Beirat der Sparkasse Kaiserslautern hat zum diesjährigen Pädagogischen Tag dieses Thema beleuchtet und dazu die Erziehungswissenschaftlerin Professor Dr. Christine Sälzer von der Universität Stuttgart als Referentin in den Deutschordensaal eingeladen.

Verändertes Freizeitverhalten durch Mediennutzung

Offenbar habe sich das Leseverhalten von Kindern und Jugendlichen deutlich verändert, sagte einführend Kai Landes, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Kaiserslautern, aus eigener Anschauung. Statt wie früher, als Sport treiben, sich treffen, Musik und Lesen als Freizeitbeschäftigungen üblich waren, verbringen Kinder und Jugendliche heutzutage ihre Zeit immer früher im Internet, am Smartphone und mit PC-Games. Dadurch gehe ein Stück Entwicklung und Fähigkeit verloren, bedauerte Landes. Lesen öffne einen Zugang zu Wissen, befördere das Vorstellungsvermögen und die Kreativität und sei deshalb „eine Grundvoraussetzung für die Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen“, mahnte Landes. Beiratsvorsitzender Ltd. Regierungsschuldirektor Gerhard Dohna erinnerte an die PISA-Studie, die seit über 20 Jahren das „zentrale und schmerzhafte Thema“ der geringer werdenden Lesefähigkeit der Schüler abbilde und unterstrich seine Überzeugung, wonach das Thema wichtig für die Gesamtgesellschaft sei und zugleich für die Zukunft der Schule.

Deutliche Leistungsunterschiede zwischen den Geschlechtern in Sachen Lesekompetenz

Drei Schüler der IGS Enkenbach-Alsenborn eröffneten als „Team 2019“ den Info-Abend mit einer Kurzdarbietung ihrer AG Kicken & Lesen. Technik des Lesens sei wie Fußball: üben, üben, spielen! Das Ziel des vom rheinland-pfälzischen Bildungsministerium geförderten Pilotprojekts „Es fängt mit Lesen an“ sei es, durch eine zeitliche und örtliche Kombination von Fußballspielen und Lesen die Lesefähigkeit besonders von Jungs zu fördern, erläuterte IGS-Lehrerin Christine Münch. Laut PISA werde spätestens ab der 5. Klasse das Leseinteresse der Jungs geringer. Mädchen hingegen haben dadurch etwa ein Jahr Vorsprung, was die Lesekompetenz angeht. 

Früh übt sich, wer ein guter Leser werden will

„Es gibt viel zu tun“, fasste Erziehungswissenschaftlerin Christine Sälzer zusammen. Es ergebe sich aus ihren Forschungserkenntnissen, dass „die Devise sein muss: früh ansetzen!“ Lesen lerne sich nicht von selbst, sondern müsse trainiert und angewendet werden. Es zeige sich in ihrer Forschung, dass dabei dem Aspekt des Lesestrategiewissens eine besondere Bedeutung zukomme. Potential in der Überwindung von Ungleichheiten sozioökonomischer oder geschlechterspezifischer Natur liege genau in diesem Strategiewissen. „Kein Schüler ist aufgrund seiner Herkunft dazu verdammt, nicht gut lesen zu können“, sagte Sälzer. Man müsse den Schülern Techniken beibringen, mit denen ihnen klar wird, was sie mit Texten machen sollen. Eine solche „metakognitive“ Strategie umfasse das Textverstehen, Textinhalte sich merken, Textinformationen zusammenfassen und Glaubwürdigkeit der Quellen checken. Des weiteren verwies Sälzer auf Studien, die zeigten, dass Print- und Digitallesen unterschiedliche Auswirkungen auf die Lesekompetenz haben.

Klare didaktische Begleitung erforderlich

So bringen Bücher im Schulkontext nicht per se einen Mehrwert; gedruckte Bücher seien besser als schlecht konzipierte Digitalisate. Es bedürfe einer klaren didaktischen Begleitung. Unklare Anweisungen wie „recherchiert mal im Internet…“, verleiteten zum ziellosen Browsen. Statt die Vorteile der dialogischen Interaktion mit digitalem Textinhalte-Fundus zu nutzen, verlören sich Schüler dann nach wenigen Klicks bei Katzenvideos. Sälzer bezog sich neben der PISA-Studie auf die Studien ICILS 2018, Delgado et.al 2018 und NEPS National Educational Panel Study.

Der Pädagogische Beirat der Sparkasse

Als gemeinwohlorientiertes Institut mit starkem regionalem Bezug fördert die Sparkasse Kaiserslautern Menschen und Strukturen in der Stadt und im Landkreis Kaiserslautern nachhaltig und mit einer großen Vielfalt an Ideen und Angeboten. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der gezielten Förderung und Stärkung von SchülerInnen, Lehrkräften und Schulen. Um diese Aufgabe zu erfüllen, stützt sich die Sparkasse u.a. auf Impulse, die aus der Arbeit des Pädagogischen Beirats erwachsen. Insofern versteht sich der Pädagogische Beirat als Bindeglied zwischen Sparkasse und den Schulen. Von einem möglichst breiten pädagogischen Diskurs profitieren alle Beteiligten, vor allem die Schülerschaft in der Region. Der Pädagogische Beirat gibt Impulse, greift Ideen, Themen und Initiativen auf, führt Veranstaltungen durch und fördert somit den offenen Gedanken- und Meinungsaustausch zwischen allen am schulischen Leben beteiligten Menschen und Gruppen sowohl in der Sparkasse als auch in den Schulen, in den Studienseminaren und in der interessierten Öffentlichkeit.

Bildbeschriftung: v.l.n.r. Ltd. Regierungsschuldirektor Gerhard Dohna, Erziehungswissenschaftlerin Professor Dr. Christine Sälzer, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Kaiserslautern Kai Landes

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