Auf acht Rollen ins lange Wochenende

Auf acht Rollen ins lange Wochenende

Vor etwa einem halben Jahr sprach mich unsere Kollegin (und Mitglied des Social Media Teams) Marion Holstein an, ob ich denn Lust hätte, mit ihr und einer ganzen Gruppe Sportbegeisterter zum Inlineskaten an den Bodensee zu fahren. Ich sagte zu. Sport in der Natur – was kann es Schöneres geben?

Seit 19 Jahren ist Marion Trainerin in der Homburger Skateschule Caro`s Inline Academy „CIA“ (nein, nicht der Geheimdienst)  – mittlerweile macht sie das hobbymäßig, einfach aus Spaß am Skaten und der tollen Gemeinschaft. Die Schule bietet Kurse für jedes Niveau, viele Events rund ums Skaten und eben auch die berühmte Bodensee-Tour, die sich jedes Jahr größerer Beliebtheit erfreut. Mitfahren kann jeder, der die Grundlagen des Skatens beherrscht (stehen – fahren – bremsen), ansonsten gibt es auch die Möglichkeit, mit dem Fahrrad teilzunehmen.

Am Tag der Anreise gibt es ein großes Hallo – die Menge der „Wiederholungstäter“ ist beeindruckend, was eindeutig ein gutes Zeichen ist. 53 Teilnehmer finden sich in der Jugendherberge in Hard bei Bregenz ein (von der aus es übrigens nur fünf Gehminuten zum See sind!). Anfangs bin ich etwas überfordert mit den ganzen neuen Gesichtern und Namen, doch dieses Gefühl hält nicht lange an, da die Teilnehmer sehr aufgeschlossen sind und sich über jeden Neuling freuen. Bereits beim – sehr leckeren – Abendessen wird gefachsimpelt und ich frage mich zum ersten Mal, ob ich hier richtig bin – im Vergleich zu diesen Profis und Sportskanonen bin ich bisher auf den Inlinern nur spazieren gefahren. Als die Touren vorgestellt werden, bestätigt sich meine Befürchtung … Wir werden am nächsten Tag in drei Gruppen starten:                           

– Gruppe 1: 43 km

– Gruppe 2: 68 km

– Gruppe 3: 125 km

Okay, Moment, und was war gleich nochmal die Anfängergruppe? Die Guides Marion, Holger, Caro und Ingo stellen sich kurz vor und geloben, es werden „ganz gemütliche Touren“ – ich bleibe skeptisch. „Gemütlich“ ist schließlich Definitionssache 😉

Marion und Lisa beim Skaten

Wer eine so schöne Tour vor sich hat, muss ja gut drauf sein!

Gut geteerte Wege vor wunderschöner Kulisse

Freitagmorgen um neun Uhr geht es dann so richtig los! Wir schnüren die Skates in Rorschach für die erste Tour, die uns durch die Schweiz, bis nach Kreuzlingen, führt – 43 km über so schöne Wege, dass einem eingesessenen Kaiserslauterer die Luft wegbleibt (und das nicht nur vor Anstrengung). Durch viele kleine Pausen, in denen getrunken und gegessen wird, ist die lange Strecke tatsächlich auch für Neulinge wie mich gut zu meistern. Die Guides achten dabei immer darauf, dass niemand verloren geht und Verletzungen sofort behandelt werden – ein Notfall-Kit ist absolutes Muss! Während einer längeren Pause in einem kleinen Schweizer Café an der Strecke, höre ich jemanden „Federal Bureau of Investigation“ hinter mir murmeln und grinse in mich hinein – die Gruppe in den neonfarbenen Shirts mit der Aufschrift „CIA“ (Caros Inline Academy) ist zugegebenermaßen ziemlich auffällig.

Schilderwald

Niedliche Skates-Piktogramme markieren unsere Wege

Als wir unser Ziel erreichen, einen Biergarten in Kreuzlingen, treffen wir auch die anderen Gruppen wieder und werden lautstark begrüßt. In dieser tollen Gemeinschaft ist Einsamkeit ein Fremdwort. Wir versorgen uns mit Getränken und Pommes und tauschen uns über unsere Erfahrungen auf der Tour aus – Essen ist besonders schön, wenn man es sich mit hartem Schweiß verdient hat 😉

Marion und Lisa

Nach getaner „Arbeit“ geht’s mit dem Zug wieder zurück

 Bewegung, Spaß und Fitness in der Natur

Am nächsten Tag steht für die erste Gruppe eine Strecke von 45 km auf dem Programm – den schönen Rheintal-Weg entlang von Hard bis Feldkirch. Wir sind mittlerweile gewachsen, denn Verletzte der „CIA“ geben nicht auf, sondern fahren einfach etwas weniger weit.

Österreich – Schweiz – Deutschland – Äh, wo sind wir gerade? Die Radwege führen uns kreuz und quer über die Landesgrenzen. Traumhaft schön ist es überall.

Besonders guten Untergrund und lange kurvenfreie Strecken nutzt Marion für kleine Technikeinheiten – wie beeinflusst die Armhaltung die Geschwindigkeit und was bewirkt Windschattenfahren? So langsam beginne ich den Unterschied zwischen Inlineskaten und Inlineskaten zu begreifen … Es macht unglaublich viel Spaß, wenn man das erste Mal so richtig ins Gleiten kommt und das Tempo fast ohne Kraftaufwand hält.

Landschaft mit Bergpanorama

Der Rheintal-Weg: 45 km durften wir vor dieser traumhaften Kulisse absolvieren

Die Tour scheint unter einem guten Stern zu stehen, denn in den vier Tagen regnet es nicht einen einzigen Tropfen. Unsere Haut ist darüber weniger glücklich – nach und nach sehen wir alle aus wie die Krabben, tragen diese Verfärbungen aber wie Trophäen, die unsere Gruppenzugehörigkeit unterstreichen. CIA-Erkennungszeichen? – orangefarbene Shirts und rote Waden.

Stramme Waden mit Sonnenbrand

Und schon ist der letzte Tag angebrochen. Viel zu schnell, wie das nun mal ist, wenn man aktiv ist. Zum Abschluss fahren alle drei Gruppen eine 40 km lange Abschiedstour – ich bin mit meinem Muskelkater der letzten Tage allerdings leider raus und gehe mit einigen Gleichgesinnten am Bodensee spazieren und Eis essen; mit dem festen Vorsatz, in Zukunft wieder öfter zu skaten und natürlich bei der Bodensee-Tour im nächsten Jahr mindestens um eine Gruppe aufzusteigen!

See mit Booten

Wasser und Berge – die Region um den Bodensee bietet einfach alles

 

Und was sagt Marion selbst dazu?

„Direkt als ich das Skaten erlernt habe, habe ich gemerkt, dass DAS mein Sport ist. Ich war begeistert und habe dann direkt die Trainerlizenz beim DIV (Deutscher-Inlineskate-Verband) gemacht. Beim Skaten kann ich den Sport mit der Natur verbinden, es ist ein hervorragendes Herz-Kreislauftraining und kann bis ins hohe Alter ausgeübt werden. Man lernt immer nette Leute kennen und ein gemeinsames Hobby verbindet. Außerdem kann man wunderbar abschalten beim Skaten durch die Natur.

An der Bodensee-Tour liebe ich die tolle Landschaft, die Bekannten, die man dort immer wieder trifft und nicht zuletzt auch den Stolz und die Zufriedenheit, solche Distanzen auf Inlinern zu bewältigen. Das Gefühl, wie dieses Erlebnis auf die Sinne wirkt, ist einfach toll.“

Autorin: Lisa Malkomes

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

  +  43  =  45